Es gibt wohl kaum etwas, das uns so sehr berührt wie die Liebe. Sie ist die Kraft, die unser Leben bereichert und uns glücklich macht. Doch häufig sind wir in der Liebe auch mit Herausforderungen konfrontiert. Es kann schwierig sein, eine dauerhafte und glückliche Beziehung aufzubauen. Eine der größten Barrieren für eine erfolgreiche Beziehung, kann das Vorhandensein von ungesunden Beziehungsmustern und Bindungsängsten sein. Oftmals entstehen solche Muster und Ängste durch frühere Beziehungen, ungelöste emotionale Wunden und negative Erfahrungen aus der Vergangenheit.

Wenn man anfällig für ein bestimmtes Beziehungsmuster oder Bindungsängste ist, kann es schwierig sein, eine langfristige, vertrauensvolle und liebevolle Beziehung aufzubauen. Menschen mit Bindungsängsten und ungesunden Beziehungsmustern haben oft Schwierigkeiten, tiefgehende Beziehungen aufzubauen und echte Nähe zu erfahren, da sie Angst haben, verletzt und zurückgewiesen zu werden.

„Warum verliebe ich mich immer wieder in die Falschen?“

Endlich hattest du es geschafft, dich aus einer toxischen Beziehung zu befreien und warst fest entschlossen, beim nächsten Mal alles anders zu machen. Du hast dir geschworen, dich nie wieder auf jemanden einzulassen, der sich so verhält, wie dein letzter Partner oder deine letzte Partnerin. Und was passiert? Nun ist da erneut jemand an deiner Seite, der toxisch oder narzisstisch ist, keinen Bock auf Beziehung hat, vergeben ist, an seiner/seinem Ex hängt, sich distanziert, dich ghostet, dir zu nahe kommt, dich schlecht behandelt oder ein anderes schwieriges Thema mitbringt. Du fragst dich:

Das darf doch nicht wahr sein, wieso passiert mir das nur immer wieder?!

Will es nie so richtig klappen mit einer harmonischen Partnerschaft, so ist häufig Bindungsangst damit verknüpft. Vielleicht lernst du immer wieder Frauen oder Männer kennen, die keine Beziehung wollen oder sich plötzlich kühl und distanziert verhalten. Es könnte gut möglich sein, dass du unbewusst auf kältere Menschen stehst, magst, wenn der andere ein bisschen anders ist. Spannung entsteht und du fühlst dich zu dieser Person hingezogen ohne, dass du es weißt.

Auch könntest du Angst davor haben, eine Beziehung einzugehen, weil du damit in der Vergangenheit noch keine positive Erfahrung gemacht hast oder du noch nie erlebt hast, dass jemand in einer Beziehung glücklich ist. Da ist es doch nicht verwunderlich, dass die Psyche sich zu jemandem hingezogen fühlt, mit dem eine Beziehung eigentlich nicht funktionieren kann. Das alles geschieht unbewusst. Du bekommst etwas, das du dir wünschst, nämlich, dass es nicht zur Beziehung kommt.

Oder du findest dein Gegenüber irgendwann nicht mehr so toll wie am Anfang, weil dich auf einmal Kleinigkeiten an dieser Person stören – nach dem Motto: „Ich lehne dich ab, bevor du mich ablehnst.“

Ein weiterer Grund, immer an die falschen Partner zu geraten, könnte das Gefühl von Sicherheit sein, was uns suggeriert wird. Dieses empfinden wir, wenn uns das begegnet, was wir schon gewohnt sind. Durch eigene Erfahrungen in der Vergangenheit oder durch das, was uns von den Eltern vorgelebt wurde, kennen wir gewisse Situationen schon und verbinden Sicherheit mit ihnen, selbst wenn sie nicht gut für uns sind.

Ebenfalls ist es möglich, dass du jemand bist, der auf Spannung und Dramen steht. Schreibe dir doch einmal auf, wie eine Beziehung für dich sein soll. Soll sie sich gut anfühlen, dir Rückenwind geben und dafür sorgen, dass du dich gut um deinen Alltag kümmern kannst oder soll sie spannend, außergewöhnlich und prickelnd sein, dich fordern und dafür sorgen, dass du gebraucht wirst?

„Was ist Bindungsangst und wie entsteht sie?“

Menschen mit Bindungsangst fürchten sich vor zu viel Nähe oder haben Angst, dass jemand ihre Freiheit oder Autonomie gefährdet. Sie können zwar nicht auf Zuneigung verzichten, lehnen es aber ab, sich voll und ganz auf eine Beziehung einzulassen. Zu Anfang überschütten Bindungsängstliche ihren (potenziellen) Partner meist mit Zuneigung. Dann gehen sie auf Abstand und geben, sobald Einsamkeit aufkommt, wieder Gas.

Flucht ist die häufigste Strategie bindungsängstlicher Menschen. Aus Angst vor zu viel Nähe flüchten sie sich oft in die Arbeit, Hobbys oder Affären. Aber auch einen Streit vom Zaun zu brechen, ist eine Strategie, um den Partner auf Abstand zu halten.

Menschen, die in Beziehungen immer wieder enttäuschende Erfahrungen oder sich abhängig gemacht haben, verlieren irgendwann den Glauben daran, dass Beziehungen funktionieren können. Sie trauen sich nicht mehr, Partnerschaften einzugehen, aus Angst erneut enttäuscht oder verletzt zu werden. Durch Bindungsangst und damit verbundene Beziehungsmuster wird dieser Schmerz zu umgehen versucht.

Bindungsangst zu heilen nicht ganz einfach. Bei einem Großteil der Bindungsängstlichen, reichen die Ängste bis in die Kindheit zurück. Bindungsangst bildet sich ursprünglich in der Mutterbeziehung und vertieft sich in der Vaterbeziehung. Es wird die Erfahrung gemacht, dass Bindung/Kontakt nicht sicher ist, dass Liebe, Nähe und Zuneigung an Bedingungen geknüpft sind. Vielleicht waren sie auch gar nicht vorhanden, weil die Eltern emotional nicht verfügbar, nicht kontaktfähig, vielleicht sogar übergriffig waren.

Die damaligen Erfahrungen können so traumatisch für das Kind gewesen sein, dass diese sich in seinem weiteren Leben auf keinen Fall wiederholen sollen. Als bindungsunfähiger Mensch tust du alles, um unabhängig zu bleiben, obwohl du eigentlich Liebe erfahren willst.

„Wie überwinde ich meine Bindungsangst?“

Der erste Schritt aus der Bindungsangst ist die Selbsterkenntnis darüber, dass sie besteht und dass hinter diesem Bedürfnis nach Unabhängigkeit und der Angst vor zu viel Nähe, schmerzhafte Kindheitserfahrungen verborgen liegen.

Du kannst versuchen, in Bindungssituationen das zu tun, was du sonst vermeiden würdest. Zum Beispiel könntest du jemanden, den du abwertest, trotzdem mindestens noch zwei bis drei Male treffen und dich damit konfrontieren, was es mit dir macht, wenn du jemanden tiefer kennenlernst.

Wenn du jemand bist, der dazu neigt, sofort zu klammern und dein Date mit Vorstellungen und Erwartungen zu überschütten, empfiehlt es sich, jemanden erst mal langsam kennenzulernen und dir Zeit zu lassen. Lauf ihm nicht hinterher, versuche es auszuhalten, wenn sich jemand distanziert, anstatt alles zu tun, um Nähe herzustellen. Halte das Alleinsein aus und konfrontiere dich damit, dass nicht immer die Nähe da ist, die du gern hättest. Lauf nicht vor dir weg, indem du die Nähe des anderen suchst, denn erst mal ist die Nähe zu dir selbst nötig.

Beobachte dich…Frage dich:

Was erlebe/fühle ich wirklich?
Welches Muster fahre ich immer wieder und was passiert, wenn ich genau das Gegenteil tue?
Wie gelingt es mir bisher, erfolgreich Kontakt zu meiden?
Wo liegt der Ursprung für meine Bindungsangst und wovor will ich mich schützen?
Was brauche ich gerade?

Für den Heilungsprozess ist es wichtig, in solchen Momenten liebevoll mit dir umzugehen – dir die Liebe und Zuneigung zu geben, die damals an dieser Stelle gefehlt hat.

Bindungsangst ist ein Relikt aus unserer Vergangenheit, fühlt sich als Erwachsener jedoch noch genauso an, wie damals und dementsprechend reagieren wir oft unverhältnismäßig. Doch wie ist die Realität?

Ist das jetzt wirklich der Ausweg oder macht es vielleicht mehr Sinn, meine Kindheitserlebnisse aufzuarbeiten?

Bringe dir selbst ganz viel Verständnis entgegen. Nimm wahr, dass da eine Sehnsucht in dir ist, geliebt zu werden. Dich selbst mit deinem Bedürfnis zu sehen, fühlen zu dürfen, was du gerade fühlst und anzuerkennen, dass du genau das damals so sehr gebraucht hättest, das ist eine Form von Selbstliebe. Du schaffst es, dich in solchen Situationen zu halten. Du bist erwachsen.

Wenn du beispielsweise den Impuls hast, zu flüchten, weil eine Person dir zu nahe kommt oder mehr von dir will, erlaube dir dies und beobachte, was da mit dir passiert. Was fühlst du und was bewegt dich dazu, dich zu distanzieren? Betrachte das Ganze mit Neugier und sei verständnisvoll dir gegenüber – mit dir ist alles in Ordnung, du bist richtig, so wie du bist. Es gibt Gründe, warum du so reagierst. Komm zur Ruhe und schau, ob du den Kontakt danach wieder zulassen kannst, um deinem Gegenüber zu beschreiben, was sein Handeln in dir auslöst. Was macht es mit dir, wenn du in Kontakt bleibst und dich so zeigst? Es lohnt sich auch, dich zu fragen, wie genau du dafür sorgst, dass diese Person sich so zu dir verhält, was dein Beitrag dazu ist.

Zudem kannst du dir mal bewusst machen, auf wen du stehst. Was wünschst du dir von deinem Partner? Was ist dir in einer Partnerschaft wichtig? Wenn dir bewusst ist, wonach du suchst, werden dir auch schneller sogenannte „Red Flags“ (Warnzeichen) auffallen. Auch lohnt es sich, auf dein Bauchgefühl zu achten und dementsprechend zu reagieren, sollte sich etwas nicht stimmig anfühlen.

Fazit

Ich weiß, wie schwer es sein kann, diese Themen anzugehen, aber es lohnt sich, dranzubleiben. Der erste Schritt hierbei ist das Bewusstsein für die eigenen ungesunden Muster und Ängste. Wenn du ein sicherer Bindungspartner wirst, wirst du dies auch immer mehr bei deinem Gegenüber erleben. Hierbei kann ich dich als Coach unterstützen. Gemeinsam werden wir Bindungsängste und ungesunde Beziehungsmuster aufdecken, verstehen und daran arbeiten, sie zu durchbrechen sowie gesunde Verhaltensweisen zu etablieren, die dir dabei helfen, eine liebevolle und vertrauensvolle Beziehung zu führen.

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Christiane Schwarzkopf - Bindungsangst-erkennen-und-verstehen